Zum bunten Garten habe ich mir eine kleine Geschichte ausgedacht Waldemir, Jaqueline und all die anderen….
- Ein Sommermärchen -
Waldemir und Vladimir. Sie stammten von überall her. Der eine kam aus einem kleinen Dörfchen an der Ruhr, der andere aus dem tiefsten Hessenland. Nun standen sie schon eine ganze Weile dicht beieinander, hielten zusammen gerne ein Schwätzchen und freuten sich, dass sie noch am Leben waren.
Ursprünglich waren sie dafür gedacht auf dem Müll zu landen. Sie hatten lange gelebt und waren unansehnlich trist grau geworden, aber eine freundliche Hand verpasste ihnen neue Kleider und gab ihnen eine Aufgabe, sie hatten für den Garten zu sorgen.
Eigentlich hatten sie alle Hoffnung aufgegeben noch ein wenig für andere da zu sein. Längst fristeten sie seit Monaten ihr bisheriges Dasein in einer dunklen Scheune und warteten darauf entsorgt zu werden. Nun aber hatte sich wie durch ein Wunder ein neues Leben für sie ergeben.
Beide trugen sie ein unterschiedliches Kleidchen und freuten sich, das graue Weiß des Winters abgestreift zu haben.
Um sie herum wuchs dichtes Grün. Wilde Gräser standen beieinander und ab und zu kam ein Löwenzahn und Butterblumen hervorgekrochen, die ihre neugierigen Köpfchen aus dem Braun der Erde streckten. Sie zogen sich quer durch die Wiese die sich gerne nach jedem Regen in ein anderes Outfit steckte. Sie war ziemlich eitel und verwandelte sich um ihr Leben gerne. Mal war sie kornblumenblau, mal rot, mal gelb und dann wieder lila durch den blühenden Klee.
Hummeln und Bienchen summten um sie und holten sich den Nektar aus den Blüten. Am Morgen sangen die Vögel und am Abend wiegten die Sommerwolken sie in den Schlaf. Die Bäume wehten mit den Ästen im Wind und abends rauschten ihre Blätter ein Schlummerlied. Leise und fein krabbelten Spinnen durch Blätter und Morgentau und fühlten sich wohl. Schnecken bewegten sich langsam durch die Wiese und ruhten sich zwischen den Gräsern aus. Ab und zu hüpfte ein Frosch und ein Grashüpfer zwischen ihnen hindurch.
Neben den beiden Buben standen hochaufgerichtet , schlank und schick die beiden Mädchen Jaqueline und Josefine denn manchmal hielten sie auch gerne einen Schwatz zu viert. Sie waren mit bunten Streifen bedeckt und hatten die Aufgabe Feinde zu melden wenn diese sich dem Garten näherten, meldeten aber auch die Gäste an, die willkommen waren sich den Garten anzusehen.
Ein wenig im Hintergrund wuchs wie ein wildes Gänseblümchen auf einer Wiese das hübsche kleine Maimädchen aus dem Boden, es hieß so, weil es im Mai geboren war. An ihren Stamm klammerte sich ein kleiner Johannisbeerstrauch, denn das Maimädchen hatte die Aufgabe es zu schützen und zu behüten bis es groß war. Als Beobachter und Wächter des bunten Gartens saß das Frühbeet am Ende des Grundstücks. Schmal und in die Länge gezogen beherbergte es als größter Gesell alles Kraut, die Tomaten und den Schmetterlingsstrauch. Die wilde Horde von Erdbeeren, den Schnittlauch, den Salat und das Gemüse. Sie alle wurden durch ein Dach geschützt wenn der Regen aus den Sommerwolken strömte, denn die Tomaten waren empfindliche Kinder.
Der Garten wuchs und gedieh. Zu Waldemir und Vladimir gesellte sich am Gartenhaus eine rot-schwarze Eisenbank die beglückt, dass auch sie noch am Leben war, immer vor sich hin brummte: „das Leben ist schön, setz dich doch mal auf mich drauf“, denn es hatte neue Nägel bekommen die seine Sitzfläche aus Holz zusammenhielten.
Wie geht es wohl meiner kleinen Schwester am Garteneingang brummelte das bunte Frühbeet jeden Morgen denn es konnte sie nicht sehen. Zu weitläufig war der Garten und die übrigen bunten Gesellen wohnten darin recht verstreut. Die kleine Bank, in bunt-grün, die sich stolz „ ich war mal aus Rattanholz „ nannte, stand an der wettergegerbten Häuserwand und betrachtete jeden Morgen ein wenig neidisch die ehemalige Suppenschüssel in rotlilabraun die ein neues pompöses Kleidchen bekommen hatte, sie wollte auch so ein Kleidchen. Beschützt durch einen emporwachsenden Johannisbeerstrauch mit vielen Beeren verschlief es sein Leben.
Die kleine bunte Gartenbank dachte aber oft sehnsüchtig an seine große Schwester, den Biertisch, den man in schwarz grün und rot an die entgegengesetzte Seite des Hauses verbannt hatte.
Er hatte eine wichtige Aufgabe, denn er sollte dafür sorgen, dass der weiße Briefkasten mit dem roten Dach vor dem Regen geschützt wurde und außerdem, diente er dem Blumenkasten als Unterstand. In ihm wuchsen die blühenden Bohnenkindern die dem Dach fröhlich entgegen strebten.
Der alte Biertisch, und dessen Geschwister, die Bänkle, standen zu weit auseinander und konnten nun nicht mehr jeden Morgen miteinander plaudern so, wie sie es früher gemacht hatten als sie noch nebeneinander standen. Doch es ging ihnen gut mit den neuen Farben, denn damals waren sie grau und unansehnlich und nun hatten sie zum Frühling alle neue bunte Kleider bekommen in denen sie sich fröhlich und jung fühlten.
Zwischen Waldemir und Vladimir den bunten Stühlen, zogen sich weiße Fußplatten zum gehen, denn das Gras wuchs bei jedem Regen und Sonnenschein hoch und verdeckte die kleinen Gesellen, es zog sich durch deren Füße und kitzelte sie. Ein weißer Liegestuhl mit grünen Armen lud zum Schlafen ein, er guckte ein wenig altklug auf seinen Bruder, den Kippliegestuhl - der sich mit seinem Kopf dem Himmel zuneigen konnte.
Ein großer alter Baumstamm, dem man auf dem Nachbargrundstück den Kopf abgeschlagen hatte, weil er morsch war, rollte über die Wiese und suchte sich ein Plätzchen. Er richtete sich auf als er ein passendes gefunden hatte, rief“ ich will ein neues Dach“ und musterte väterlich besorgt seine bunten Kinder damit sie nicht beim rollen ungelenk stolperten. Sie spielten noch ein wenig um ihn herum, wie es eben Kinder tun und setzten sich dann brav neben ihn, die vom Spiel hochroten Köpfe einander zugeneigt.
Es war eine bunte Truppe die sich im Garten vergnügte.
Sie beobachteten die Hausbesetzerin, die ihnen die schönen neuen Kleider geschenkt hatte beim schlafen und lesen im Garten und freuten sich jeden Morgen wenn sie aufwachten über ihre bunten Kleider, hielten zusammen ein gemütliches Morgenschwätzchen, guckten in den Himmel und die grünen Baumkronen darunter und sahen dem Gemüse zu wie es wuchs.
Es wurde Sommer. Die Farben auf Waldemir und Vladimir wurden ein wenig blass und so bekamen sie von Zeit zu Zeit eine neue bunte Bluse oder ein Hussenhöschen wenn sich jemand auf sie setzte.
Sie sahen zu wie das Gartenhaus in Holz einen roten Giebel bekam und das daneben mit einer rotgrünen Tür seine trübgraue ursprüngliche Farbe verlor, willkommen sangen sie. Sie entdeckten den Zaun vor dem Haus der plötzlich ein neues tomatenrotes Kleidchen an hatte und freuten sich mit ihm.
So wuchsen sie mehr und mehr zu einer großen Familie zusammen und warteten vereint und zufrieden auf den Winter, der ihnen wie das Jahr zuvor, als sie alle noch grau und trüb aus der Wäsche guckten, auf ihre hübschen bunten Dächer und Höschen sicher einen Zauberberg in Weiß zaubern würde.
Doch was wollte ich wohl mit dieser Geschichte erzählen? Eigentlich nur, dass wir mit unserer Phantasie alles erreichen können, auch den Frieden in der Welt, wenn wir ein wenig träumen.
In der Phantasie können Wolken Purzelbäume schlagen, bekommen die Bäume statt Wurzeln plötzlich Beine die sie aus der Erde ziehen um sie aus Feuersbrünsten zu befreien und sie können bis zum Amazonas im Dschungel laufen, um sich dort ihre Brüder und Schwestern anzusehen. Unsere Phantasie kennt keine Grenzen, sie verleiht uns Flügel.
© Angelface herzlich willkommen

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