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eine Woche noch
dann ist Weihnacht 

Der Kleine Baum

Er stand schon eine ganze Weile, schräg angelehnt an einem Staketenzaun.  Klein war er und wirkte sehr bescheiden, fast kränklich war er anzusehen. Um ihn herum standen lauter Brüder und Schwestern die wesentlich jünger waren als er. Erwartungsvoll standen sie in einer Reihe und warteten auf die willkommenen  Besucher.
  Heute sollte der große Verkauf sein und manch einer  von ihnen würde in einer herrlichen Villa stehen, fein geschmückt sein während  rings um ihn herum die Lichter erklangen. Der kleine Baum hingegen war in Ehren ergraut, passte  nicht mehr so gut  zum allgemeinen Bild der  frisch geschlagenen Bäume die stolz und frisch in den Himmel ragten. Man hatte ihn vergessen. Ein wenig krumm gewachsen entsprach er wohl  nicht dem Bild der Besucher  die nach königlichem Blut Ausschau  hielten. Eine Blautanne musste es ja mindestens sein. Die Ansprüche der Menschen waren mit steigendem Wohlstand gestiegen. Keiner  wollte sich mehr ein kleines Krüppeltännchen in die gute Stube stellen. Lieber einen stolzen, hochgewachsenen wunderschönen Baum, dem man  schon von weitem  ansah, dass er  noch gut ein paar Jahre in Freiheit hätte verbringen wollen. Das Tännchen seufzte, so, wie seine Brüder und Schwestern würde er wohl nie aussehen, egal wie lange er im Freien frierend in der Schonung  stand, so hatte ihn der Jäger mit abgeschnitten um ihn zu entsorgen. „Entsorgen, was heißt das liebe Brüder? Fragte er und zitterte.
„Na, verbrennen, zerhacken zu Brennholz, dir werden Arme und Beine abgeschlagen, dein Haupt geraubt, damit du in den Ofen passt“, war die Antwort. Das Bäumchen war entsetzt. War er nur aus Versehen hier inmitten all seiner Brüder gelandet? Er fragte: „Wozu habe ich nun drei Jahre lang in der Schonung gestanden, ich sollte doch ein Weihnachtsbäumchen werden, Kindern Freude machen  und nur, weil ich einen Knick in der Leiste habe, will mich nun keiner? Niemand ist perfekt wie ihr alle! Die Schwestern und Brüder lachten und verhöhnten ihn. So ein Dummerchen  hatten sie lange nicht gesehen, der glaubte doch tatsächlich noch an ein Wunder. „Wir kennen die Menschen“, sangen sie im Chor und reckten stolz ihre Arme. Jedes Mal, wenn ein Besucher vorbei ging, konnte man sehen wie sie sich  in die Höhe streckten um  besonders schön auszusehen.  Das Bäumchen schmollte und flüsterte in sich hinein:“ Das wollen wir doch mal sehen, ich bin auch wer, auch wenn ich weder groß noch schön bin, meine wahren Werte werden die Menschen erkennen, es wird doch wohl noch welche geben die hinter ein Bäumchen sehen können, die meine Farbe, meine Zweige und Nadeln zu schätzen wissen“.

Er kuschelte sich näher an den Zaun an dem er festgebunden war, umarmte ihn und wartete geduldig und still. Viele Menschen, Männer, Frauen und  Kinder gingen mit prüfenden Blicken wortlos an ihm vorbei und wendeten sich tatsächlich den Großen  Bäumen zu, nahmen hier den einen und dort den anderen mit, bis die Reihe fast leer war. Er blieb mit  ein paar mickerigeren Bäumchen alleine zurück. Bis etwas unglaubliches passierte. Ein kleines  blondes, ca. sechs  Jahre altes Mädchen kam  an der Hand seiner Mutter vorbei, guckte und blieb stehen,  zerrte an dieser und rief: „ Mami, Mami, schau mal, der hat mir eben zugezwinkert, den will ich haben“! Die Mutter schaute sich prüfend den Baum an und meinte, „aber ist der nicht viel zu klein und krumm und sieht der nicht viel zu mickrig bei uns aus, damit kann man doch nicht viel Staat machen.“? Die Kleine schüttelte empört den Kopf. „ Aber Mami, siehst du denn nicht wie schön er ist, diese prächtigen langen Zweige, da kann  doch prima  der Weihnachtsmann  meine Holzeisenbahn darauf hängen, und Strohsterne, Kekse und Lebkuchen, Glöckchen und Lichter und wenn er geschmückt ist, sieht doch keiner mehr, dass er ein wenig krumm ist“! Die Mutter lächelte zärtlich, was hatte sie doch für ein aufmerksames Kind, das hatte mit einem Blick – während sie daran vorbeigegangen wäre - den Wert des kleinen Weihnachtsbaumes erkannt.

 

und die nächste  Weihnachtsgeschichte gibt es hier auf dem Blog
man soll es nicht glauben - das gibt doch zu denken

Frohe Weihnacht                                      © Angelface                                 Dezember 2015